Kiruna - Nordkap
Kiruna – Karesuando – Olderdalen – Alta – Honningsvåg – Nordkap
Für heute sind die Sonnenstrahlen zurückgekehrt! Sie bringen Wärme und Licht.
Die berühmte Samikirche von Kiruna ist jetzt geöffnet. Ein Besuch lohnt sich alle weil.
Im Kunsthandwerksladen kann ich jetzt auch die schöne Silberbrosche nach Sami-Art, die die Sonne darstellt, erstehen.
Abschied von Kiruna.
Es geht nach Jukkasjärvi. Der in allen Prospekten gelobte Samipark macht einen etwas heruntergekommenen Eindruck, obwohl die Saison erst so richtig beginnt. Dafür ist die Kirche umso schöner. Vom Ice-Hotel ist erwartungsgemäss nichts zu sehen. Dafür gibt’s Eisplastiken vom in SE bekannten Künstler, namens Berger. Die Wolken spiegeln einzigartig im See.
Weiter geht’s durchs Fjäll mit den vielen kleinen Seen, an dem man sich nicht satt sehen kann. Die Strasse wieder führt einmal durch ein Dorf. Diesmal ist es das reizende, unberührte Vittangi. Es liegt am Torneälven, dem majestätisch ruhig fliessenden, breiten Fluss. Wunderschön!
Erst in Stoppero lassen sich wieder Häuser sehen. Die Strasse liegt jetzt erhöht und gibt den Blick frei auf das breite Tal. Bei jedem Halt ziehen gleich hunderte, man möchte meinen gar tausende Mücken und Bremsen auf. Sie stürzen sich mit ihrem heftigen Gebrumme auf jedes Lebewesen.
Kurz darauf erreiche ich Karesuando. Der Grenzort zu Finnland. Der Tankstellenshop bietet vom Snus, Batterien, Fischereiartikel, Werkzeuge, Äxte über das gesamte Nahrungsmittelspektrum alles, was der Sami im Fjäll braucht. Einer von ihnen, mit wettergegerbtem Gesicht, erklärt einer Artgenossin den Einsatz der Kreditkarte. Sie hat offensichtlich deren Handhabung vergessen.
Auf der Terrasse des Restaurants lässt’s sich bei einem Kaffee gut und schön verweilen. Eine Samifrau in der Nähe stickt an einem Lederbeutel.
Die Strecke bis Kilpisjärvi ist ein einziger Traum von Tundra, Seen, Wäldchen, Gestrüpp, kleinen Hügeln und einer beinahe endlosen Strasse. Eine der schönsten Strecken, die ich bisher befahren habe. Es herrscht wenig Verkehr, hie und da ein Motorrad, auch mal eine Gruppe auf dem Weg Richtung Ostsee.
Nach Kilpisjärvi, einer Streusiedlung in einem Wald von mageren Birken gelegen, geht’s hinauf auf den Muotkatakka-Pass (565 m.ü.M.) mit schöner Aussicht auf die z.T. noch schneebedeckten Berge und das Tal, das an die Fjorde hinunter führt.
Die nun folgenden km erweisen sich wieder einmal mehr als absolute Glückssträhnen für Motorradfahrer. Eine passähnliche Strasse und das über 30 km!
Vor Skibotn weitet sich das Tal. Es ist merklich kühler hier, das muss am Wasser liegen, das von den Gletschern herunterfällt.
Die E6 führt jetzt dem Lyngenfjord entlang. Auf der anderen Seite Schneeberge. Der Fjord zieht sich hin, die Dörfchen kleben am Hang. Sie zählen jeweils nur eine Handvoll Häuser.
Am Wasser stehen ab und zu Fischerhütten. Keine Tankstellen, keine Hotels sind zu finden. Ein Gasthaus in Bitavarre schlage ich aus, in der Meinung, dass Olderdalen, mit dem Fährhafen nach Tromsø und der grösseren Ortsbezeichnung auf der Karte, mehr zu bieten habe. Weit gefehlt. Kein Hotel, kein Restaurant. Der einzige Laden schliesst um 15 Uhr. Die Tankwartin vermietet Zimmer in einer Baracke nebenan, dem Hotel! Immerhin. Da sitzt ein schwedisches Ehepaar mit Mercedes vor dem Haus beim Picknick. Es ist ihnen etwas peinlich, da keine standesgemässe Infrastruktur. Sie kommen vom Nordkap, haben des Nebels wegen aber nichts sehen können. Er klagt über die hohen Hotelpreise, die doppelt so hoch sein sollen, als in Schweden.
Zusammen studieren wir die gefahrenen Routen auf seiner erstaunlich guten Strassenkarte (1:25 tsd.!) und berichten von unserem woher und wohin. Sie freuen sich darüber, als sie sehen, wie ich schwedische Smörgaspaste mit ebensolchem Knäckebrot esse.
Kein Wölkchen am Himmel, das Meer spiegelglatt. Der grosse Nordkap-Tag ist angebrochen.
Die Schweden sind mit der ersten Fähre bereits unterwegs nach Tromsø. Bei mir geht es flott Richtung Norden. Kaum jemand hält sich an die vorgeschriebene Höchstgeschwindigkeit.
Dem Lyngenfjorden entlang führt die Strasse immer wieder um kleine Buchten und Seitenfjorde herum. Viele schöne Ausblicke bieten sich auf den Fjord, die teils schneebedeckten Berggipfel und Höhenzüge. Vor dort fällt das Schmelzwasser meist in als Wasserfall direkt ins Meer. Die offenbar unwegsamen Fjorde zwingen zu Umfahrungen ins Hinterland. Dabei überwindet man kleinere und grössere Pässe.
Auf den Höhen bieten die Samis vor und in ihren Tipis Kunsthandwerk und Rentiergeweihe an.
Der Strassenbelag ist in dieser Gegend auffallend quer bzw. längs gewellt und erfordert eine erhöhte Konzentration. Gefährlich wird es aber nie.
Alta, die nächste grössere Station, liegt über dem Altafjorden. Die Schieferindustrie ist hier heimisch.
Nach Rafsbotn steigt die Strasse hinauf auf eine kahle, faszinierend wildromantische Hochebene. Vereinzelt finden sich Häuschen, vermutlich von sesshaften Samis. Die Strecke misst ca. 30 km, bevor sie wieder talwärts auf Meereshöhe in Russenes führt. Hier schlängelt sich die Strasse dem Porsangerfjord entlang. Buchten wechseln ab mit kleinen Anhöhen und Dörfchen, deren Häuser jedoch weit verstreut sind. Hier zu wohnen ist wohl nicht jedermanns Sache!
Die Vegetation ist karg geworden, keine Bäume mehr, nur noch ein moosartiges Gewächs zwischen den Schieferfelsen. Das Meer tiefblau. Weiter nördlich passiert man in kurzen Abständen zahlreiche Tunnels. Drinnen herrscht fast eisige Kälte.
Aus einem der Tunnel kommend, liegt Honningsvåg unvermittelt da. Dunkle Nebelschwaden hängen über dem Dorf. Sollte jetzt auch das Nordkap vernebelt sein? Es sind noch 30 km bis da hin.
Es ist bereits späterer Nachmittag.
An der Tankstelle deckt sich ein Italiener mit allerlei Proviant ein, auch mit dem Aufkleber „Nordkapp“. Er freut sich, als er als Mann aus Forli (I) erkannt wird.
Zum Nordkapp geht’s links weg. Die Strasse zieht jetzt recht steil in die Höhe, kuvenreich im Wechsel von Abfahrten und Anstiegen. Herrliche Ausblicke auf die kahle Landschaft. Der Nebel ist weg.
Zahlreiche Fahrradfahrer mit ihren schweren Taschen kommen entgegen. Man trifft sie bei jedem Wetter. Kein Zweifel, härter geht’s nicht ans Nordkap. Meine Bewunderung und den Respekt haben sie auf sicher!
An der Strasse sitzen wiederum Sami mit dem inzwischen bekannten Andenkensortiment.
Den mageren und zerzausten Rentieren nach zu schliessen, müssen da noch ein paar andere Samis sein, die sich um sie kümmern.
Die Toll-Station markiert den Eingang zum grossen Ziel! Man wird sehr freundlich willkommen geheissen. Schliesslich bezahlt man auch dafür! Es ist jetzt 16.50 Uhr. Der riesige Parkplatz vor dem langgestreckten Gebäude ist belegt mit Campern aus ganz Europa.
Das Zentrum bildet ein sehr gediegenes flaches Gebäude. Es vereint ein Restaurant, den Souvenirshop, im Untergeschoss eine riesige Bar sowie Ausstellungen zur Entdeckung des Nordkaps und ein buddistischer Pavillon, geschenkt vom geistigen Oberhaupt Thailands. Alles hier wirkt sehr gepflegt, aufgeräumt und professionell betreut.
Höhepunkt des Besuches ist natürlich der 180 Grad Ausblick auf’s Meer und die umliegenden Felsen sowie vorne auf der Felsklippe ein Fototermin am eisernen Globus. Es sind sehr wenige Besucher da. Ich umrunde das Gebäude und mache Fotos. Trotz hellem Sonnenschein kommt keine Wärme auf, da ein starker Wind von Norden bläst. An einer Felskante beim Parkplatz treffe ich wieder auf den Italiener. Er ist im Begriff, sein Zelt aufzustellen und die Luftmatratze mit einem elektrisch betriebenen Kompressor aufzublasen. Er wird hier übernachten. Auch eine Idee.
Ein Besuch des Nordkap ohne Andenken: unvorstellbar! Die Postkarten nach Hause und an Bekannte schreibe ich gleich an Ort und Stelle bei einem wärmenden Kaffee. Es ist inzwischen 19.00 Uhr. Zeit für den Rückweg nach Honningsvåg.
Zu spät. Die abgeklapperten Hotels im Dorf sind alle ausgebucht. Hätte ich doch gleich bei der Ankunft ein Hotelzimmer reserviert.
Bei einem Wegweiser am Dorfrand kommt nochmals Hoffnung auf. Das Hotel „View“. Da klopfe ich an. Der freundliche Besitzer hat ein gutes Herz geleitet mich ins Dachzimmer! Hat man da noch Worte? Und zum Abendessen darf ich mich an auch noch an den Katzentisch der grossen Reisegruppe (SpanierInnen) setzen.









































































































































































































































































